(Austria)
Na und olm widr na
Si hattn se gern ungebildet und dumm
ze wose brauchet a Weibaz lesn und schreibm
si sogn: Gött wills asö, obr es geat nen lei drum
daßn se obhengig und unfrei bleibm
Obr die Madlen hobm zen lernen an unbandign Drong
si hobm drkennet: leschtlach mochet lei Bildige frei
si welln in di Schüele gean, koe Weg ischt nen ze long
si welln lernen, weck mit der Mandertirannei
Dissall hobm gehondlt und glei kurchrzn Prözeß gemochet
die wern schöen seahn, wöhin sellas fierchrt, wers woget
die hobm ze pariern, und glei drau hots gekrochet
man hot er oefoch apor Kuglen durchn Köpf gejoget
Malala – a Madle, dos oefoch iern Weg geat
a Nomen, der fier Schneida und gerechtn Widrschtond schteat
na und olm widr na, wenn eppar vrhindern mecht
daß Madlen lernen und si bildn, es ischt ier güets Recht
im Ötztaler Dialekt
Nein und immer wieder nein
Es ist keine schöne Geschichte
erschütternd und hoffnungsvoll zugleich
eine Geschichte von Gewalt und Unterdrückung
die Geschichte von Malala Yousafzai
einem vierzehnjährigen Mädchen aus Pakistan
die für den bloßen, etwas unverdrossen geäußerten Wunsch
zur Schule gehen und lernen zu dürfen
vor allem Lesen und Schreiben und viele andere nützliche Dinge
ein paar Kugeln durch den Kopf gejagt bekam
ein gütiges Schicksal ließ sie überleben
schwerst verletzt, aber mit guter Aussicht auf Heilung
wurde ihr Name zum Synonym und Symbol für Mut und Widerstand
Nein und noch einmal nein zu Gewalt jeglicher Art an Mädchen und Frauen
einfach deshalb, weil sie Mädchen und Frauen sind
geschlagen, gedemütigt, eingesperrt, geprügelt und getötet
nur weil sie männlichen Vorstellungen nicht entsprechen
nein und immer wieder nein zu allen Benachteiligungen und Diskriminierungen
aus dem selben Grund
und nein und tausend Mal nein
wenn ihnen der Zugang zu Bildung und Wissen verwehrt wird
leuchtende Sterne im Dunkel der Unwissenheit
das Grundrecht auf Bildung steht allen Menschen zu, gleich, ob Mann oder Frau
und ist ein allgemeiner humaner Wert
wer andere daran hindert zu lernen und sich zu bilden
aus welchen Gründen auch immer
handelt unmenschlich im wahrsten Sinne des Wortes
Hubert Brenn ist Psychologe und war u. a. Professor für Humanwissenschaften und Direktor der Pädagogischen Akademie und Leiter des Studienzentrums der Diözese Innsbruck in Stams bzw. nach Errichtung der Pädagogischen Hochschulen Leiter des Instituts für Lehrer/innenbildung an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule – Edith Stein in Stams. Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen, u. a. zur Sprachpsychologie, Sprachdidaktik sowie Sprachgeschichte und literarischer Veröffentlichungen (Gedichte, Erzählungen, Stücke) in Hochsprache und Mundart (z. B. Tiroler Mundartlesebuch).